Fische Frei: Auf der Suche nach Laich- und Jungfischhabitaten

22.02.2024

Im Rahmen von INNsieme connect werden Maßnahmen zur Verbesserung von Kieslebensräumen im Fluss umgesetzt. Kieslebensräume sind durchströmte Bereiche in der Flussohle zwischen den Steinen. Geschützt vor der Strömung und etwaigen Räubern ist dies ein dicht von Insekten, Würmern und allerlei kleiner Arten besiedelter Lebensraum. Für Jungfische sind die Kieslebensräume überlebenswichtig da sie hier Nahrung und Schutz finden. Wenn diese Porenräume „verstopfen“, etwa durch erhöhten Feinsedimenteintrag aus der Landwirtschaft oder durch Stauraumspülungen von Kraftwerken bei denen sehr viel Feinsediment freigesetzt wird, gehen wichtige Laichplätze und Lebensräume für Jungfische und viele Arten verloren.

Das Team vom Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der Technischen Universität München untersucht im Rahmen von INNsieme connect die Funktionalität von Kieslebensräumen am Inn und seinen Zubringern. Dabei wird untersucht wie gut Kieslebensräume in Bereichen mit verschiedenen Nutzungen ihre Funktion als Habitat für Jungfische bzw. als Laichplatz erfüllen. Daraus wird langfristig ein Leitfaden entwickelt, welcher Handlungsempfehlungen zur Verbesserung und Neuschaffung von solchen Lebensräumen für verschiedene Lebensstadien der Inn-Fische enthält.

Seit Februar 2024 sind die Kolleg*innen der TUM in Bayern und Tirol unterwegs um für ihre Untersuchungen geeignete Plätze am Inn und seinen Zubringern zu finden. Wir geben euch hier einen kleinen Einblick in die Arbeit unserer Projektpartner:

Im Februar 2024 geht’s los: Gemeinsam mit Georg Loy von den Verbund Innkraftwerken (re. in rot) starten Julius Gorenz, Elisabeth Winter und Joachim Pander (v.l.n.r.) von der TUM an den bayrischen Inn und seine Zubringer (hier an der Alz).

Restrukturierung der Alz-Mündung in den Inn im Zuge des Gewässerunterhalts durch Verbund. Durch Auflockerung der Kiessohle und Anlegen von Kiesbänken und einer heterogeneren Gewässermorphologie kann die Alz-Mündung als Habitat für Innfische verbessert werden.

Kiesbank in der Rott kurz flussauf der Mündung in den Inn. Durch periodische Auflockerung der Kiesbank und Kieszugabe vor der Laichzeit kann hier ein Laichplatz für kieslaichende Innfische in einem Zufluss des Inns entstehen und erhalten bleiben.

Kiesbank im Inn an der Mündung der Weißache (Tirol). Durch periodische Auflockerung der Kiesbank und Kieszugabe kann hier ein Laichplatz für kieslaichende Innfische im Hauptstrom des Inns erhalten bleiben.

März 2024: unterwegs am Tiroler Inn & Zubringern

Weiter geht’s dann im März 2024 am Tiroler Inn: Hier wird das Team der TUM von Zacharias Schähle (Tiroler Fischereiverband) und Evelyn Seppi (WWF Österreich) begleitet.

v.l.n.r.: Evelyn Seppi (WWF Österreich), Joachim Pander, Elisabeth Winter und Julius Gorenz (alle TUM) an der Sill in Tirol.

Renaturierung am Inn in Stams: Das Substrat dort besteht aus eher gröberem Material und vereinzelt Kies in kleineren, geeigneten Größen für zum Beispiel Bachforellen. 

Die feinen Sandfraktionen füllen die Lücken zwischen den gröberen Steinen aus, was zu einer eher ungeeigneten „verbackenen“ Packung führt.  Vor allem an lockerem Kies besteht Mangel.

Oberes Ende der Renaturierung Stams: Geeigneter Laichplatz für kieslaichende Fische wie Huchen auf dem Riffle zwischen dem Inselende und dem Kiesbankanfang.

An der Sill, Baustelle Brennerbrücke:

Unterhalb der Baustelle befindet sich ein Laichplatz mit anschließender Kiesbank, Frage der guten Erreichbarkeit von der  Mündung der Sill bis hoch zur Brennerbrücke für die Fische.

Sill im Stadtgebiet Innsbruck: Restrukturierungsmaßnahmen geplant, an einigen Stellen geeignetes Substrat vorhanden für Kieslaicher.

Sillmündung: Zweimündungslösung: Links der naturnahe Fischaufstieg, rechts die Rampe für die Erzeugung einer stehenden Welle für den Wassersport, die allerdings nicht funktioniert. Die Strömungsgeschwindigkeiten sind im naturnahen Fischaufstieg sehr hoch und turbulent, weswegen sie wahrscheinlich den Fischaufstieg beeinträchtigen. Kieslaichplätze an der Mündungsfahne in den Inn nach dem Mündungsbauwerk

Zillermündung: Einfluss des Schwall- und Sunkbetriebes von den Kraftwerken. Gelände gehört zu öffentlichem Wassergut und der Mündungsbereichkönnte restrukturiert werden, da geeignetes kiesiges Substrat weiter flussaufwärts bereits vorhanden ist. Die Hauptproblematik sind die Wasserstandsschwankungenvon 45cm bis über 1m, welche das Entstehen von Jungfischhabitaten mit eher flacheren Bereichen erschweren bzw. mehrmals am Tag verändern.Genauso wie flach überströmte, kiesige Bereiche für Laichfische unter diesen Bedingungen bedingt funktional sind.

Brandenberger Ache: naturnahes Vergleichsgewässer

Fotos und Bildbeschreibungen: Julius Gorenz und Elisabeth Winter, TUM