Erfolgreicher Abschluss der Renaturierung am Schlitterer Gießen

16.06.2021

INNsieme leistet Beitrag zum Artenschutz an Inn und Ziller

V.li vorne: Gerhard Egger (Gewässerschutzexperte des WWF Österreich), Bürgermeister von Schlitters Friedl Abendstein, LHStvin Ingrid Felipe und Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband. V.li. hinten: Peter Schule (Leiter Wasserbau im BBA Innsbruck), Walter Michaeler (Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol), Richard Rieser (Tiroler Fischereiverband).© Land Tirol/Lechner

Für den Erhalt der Artenvielfalt am Inn haben das Land Tirol, der WWF Österreich, der Tiroler Fischereiverband und die Gemeinde Schlitters in einer gemeinsamen Kooperation eine Renaturierung am Schlitterer Gießen erfolgreich abgeschlossen. Durch die Maßnahme, die im Rahmen von INNsieme umgesetzt wurde, konnte der Seitenbach wieder an den Ziller angebunden werden, der wenige Kilometer unterhalb in den Inn mündet. Der regulierte Mündungsabschnitt wurde zudem mit naturnahen flusstypischen Strukturen und Materialien aufgewertet. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der lokalen Fischpopulation im Zillertal“, betont die zuständige Naturschutzreferentin LHStvin Ingrid Felipe.

Neuer Lebens- und Rückzugsraum für Fische

Denn die Fischbestände des Inn und seiner Zubringer befinden sich aktuell nicht in einem günstigen Zustand. „Renaturierungen sind am Inn so wichtig, weil den Fischen aufgrund von Uferverbauungen, unpassierbaren Barrieren und dem Schwallbetrieb der Kraftwerke geeignete Rückzugs- und Laichhabitate fehlen. Die erfolgreiche Renaturierung ist ein wichtiger Schritt, den Inn und seine Zubringer wieder ein Stück naturnäher, artenreicher und auch attraktiver zu machen,“ erklärt Gerhard Egger, Gewässerschutzexperte des WWF Österreich. Der Schlitterer Gießen war aufgrund von Sedimentablagerungen in der Mündung nur sehr eingeschränkt erreichbar und das monotone Gerinne hat Fischen kaum Lebensraum geboten. „Mit der Renaturierung wird nun eine ganzjährige Passierbarkeit des Seitengewässers ermöglicht, während neue Barrieren durch veränderte Strömungsverhältnisse in der Mündung künftig vermieden werden“, sagt LHStvin Felipe.

Die Umsetzung der Maßnahme startete im Jänner dieses Jahres unter der Leitung des Baubezirksamtes Innsbruck und wurde Ende April erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen der Umstrukturierung wurde eine flache Buhne oberhalb der Mündung des Gießen in den Ziller errichtet, sowie eine dahinterliegende Vertiefung eingebaut. Auf diese Weise wird künftig im Anschluss an die Flachbuhne dauerhaft eine ausreichende Wassertiefe gewährleistet, damit Fische die Stelle passieren können. Teil der Maßnahme waren auch Neustrukturierungen mit Wurzelstöcken, Wasserbausteinen und Kieselsteinen. Dadurch konnten weitere, natürliche Fließgewässerorganismen wie Kleinfischarten, Eintags- und Steinfliegen gefördert werden.

Schutz einer besonderen heimischen Fischart – die Inn-Äsche

„Die nun wiederhergestellten Laichplätze werden künftig insbesondere der Äschenpopulation von Ziller und Inn zu Gute kommen. Denn die Inn-Äsche besitzt eine einzigartige Genetik, die sich deutlich von anderen Äschenpopulationen unterscheidet, weshalb diese Fischart von besonderer ökologischer Bedeutung ist“, erklärt Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband. Doch ihr Erhaltungszustand, so wie der vieler anderer Arten, wird unter anderem aufgrund der Defizite an den Hauptgewässern generell als unbefriedigend eingestuft. Während früher mehr als 30 verschiedene Fischarten im Tiroler Inn nachgewiesen wurden, kommen heute nur noch wenige heimische Arten in größeren selbsterhaltenden Beständen vor. Darunter die Bachforelle und die Äsche, wobei auch bei diesen Arten bestandsstützende Maßnahmen, wie das Aussetzen von Eiern oder Jungfischen, notwendig sind.

Erste Sichtungen bereits vor Fertigstellung

Dieser negative Trend konnte nun am Schlitterer Gießen umgekehrt werden. Und die Maßnahme zeigt bereits erste Erfolge. Schon kurz vor der Fertigstellung der Bauarbeiten haben die ersten Forellen den Seitenbach besiedelt. Wenige Wochen später wurden dann auch Äschen beim Laichen gesichtet. „Das ist für uns der beste Beleg, dass sich unser Einsatz wirklich gelohnt hat und dieser neu gestaltete Lebensraum von den heimischen Arten direkt angenommen wird“, ergänzt Schähle. Auch für den Bürgermeister von Schlitters, Friedl Abendstein, bedeutet die Renaturierung einen wichtigen Schritt in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung seiner Gemeinde: „Ich freue mich, dass wir auf diesem Weg einen Beitrag zum Erhalt unserer heimischen Gewässer und der lokalen Artenvielfalt leisten können.“